Alaska - Reiseberichte


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Das Land des Denali - Mit dem RV durch Alaska 2000
Mit freundlicher Genehmigung von Inge Cieslak
Copyright Inge Cieslak
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Freitag, 15.09.2000
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Heute morgen sitzen wir schon um 5.30 Uhr am Frühstückstisch. Das zunehmende Geräusch der Pumpe zeigt, daß unser Wassertank fast leer ist. Draußen wird es so langsam hell, und blauer Himmel mit weißen Wattewölkchen kommt zum Vorschein. Es wird wohl wieder ein schöner sonniger Tag werden. Heute wollen wir zum Denali Park. Bei unserer Weiterfahrt lösen sich die kleinen Wolken immer mehr auf, und bald haben wir nur noch blauen Himmel, sozusagen "Alaska-Traumwetter". Immer wieder genießen wir staunend den atemberaubenden Blick auf das mit Schnee bedeckte Gebirge rechts und links der Straße und machen immer wieder kurze Fotostops. In Cantwell tanken wir zum ersten Mal auf (der Liter Benzin kostet hier in Alaska umgerechnet zwischen 1,05 DM und 1,10 DM - ein Traumpreis, wenn man an die deutschen Benzinpreise von über 2,-- DM denkt). Wasser gibt es an dieser Tankstelle auch (das wird auf unserer Tour manchmal zu einem kleinen Problem werden, denn nicht überall kann man Wasser auffüllen!), so daß unser Wassertank auch wieder rasch voll ist. Wir haben uns nur gewundert, wieso wir so schnell das kostbare Naß nachfüllen mußten, denn unserem Gefühl nach haben wir noch gar nicht so viel verbraucht. Dann bemerkt Horst, daß aus der Entlüftung des Wassertanks ständig Wasser herausläuft. Hier liegt also das Problem, daß wir aber etwas später auf unnachahmliche Weise lösen: wir kleben während der Fahrt einfach Kaugummi auf die Öffnung und stabilisieren das Ganze mit einen Taschentuch. Nun ist es zwar immer noch nicht absolut dicht, wir verlieren aber wesentlich weniger Wasser. Wir müssen ab jetzt nur immer daran denken, die Öffnung der Belüftung frei zu machen, damit die Pumpe Wasser ansaugen kann. Falls wir das mal vergessen, macht sie sich aber sofort mit lauteren Geräuschen bemerkbar, so daß es uns spätestens dann auffällt.

Weiter geht es bei strahlendem Sonnenschein und goldgelber Laubfärbung Richtung Parkeingang. Unterwegs haben auch hier viele Campgrounds schon geschlossen oder schließen in den nächsten Tagen. Uns fällt auf, daß die allermeisten unmittelbar am Highway liegen, also ziemlich laut sein werden. Gegen 11.30 Uhr sind wir dann an der Visitor-Info. Jeder Besucher, der auf die Straße zum Park einbiegt, wird durch ein großes Schild dazu aufgefordert, hier anzuhalten. Heute ist der erste Tag, an dem die glücklichen Losgewinner die Parkstraße bis zum Wonderlake ganz am Ende befahren dürfen. Sie erhalten hier eine Kennzeichnung für ihr Fahrzeug, die gut sichtbar an der Frontscheibe ihres Autos angebracht werden muß und mit einer "1" für den ersten Tag gekennzeichnet ist. Für alle anderen, die nicht unter den Losgewinnern sind, ist bei der Kontrollstelle am Savage Creek Schluß, es sei denn, man hat einen Platz auf dem Teklalina-River-Campground reserviert. Dann darf man mit einem speziellen Permit bis dorthin fahren. Das Permit gilt aber nur für die Hin- und Rückfahrt. D.h., wenn man auf dem Campground angekommen ist, muß man sein Fahrzeug dort abstellen und darf es erst wieder für die Rückfahrt benutzen, also kann nicht einfach auf der Parkstraße hin- und herfahren. Auf diese Weise will man den Verkehr regulieren und in engen Grenzen halten. Normalerweise erhält man für dieses Camp im Sommer auch nur ein Permit, wenn man mindestens drei Tage reserviert.

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Wir sehen uns erst einmal in aller Ruhe im Info-Gebäude um, sammeln Kartenmaterial und stellen dann unser vierrädriges Haus abseits der Straße in der Nähe des Riley-Creek-Campgroundes ab, um dort Mittagessen zu kochen. Dann fahren wir noch einmal zur Infostelle, kaufen ein Permit für das Befahren der Parkstraße, und mit einem Riesenglück gelingt es uns dann sogar noch, wegen einer Absage den letzten Stellplatz auf dem Teklalina-River-Campground zu bekommen. Die Dame hinter dem Schalter guckt Horst leicht irritiert an, als der noch zögert (später wissen wir auch warum). Die anschließende Fahrt über die Parkstraße ist eine Traumreise, die wir bei strahlend blauem Himmel und herbstlichen Sonnenschein genießen. Hier oben ist es schon ziemlich frisch (die Schneefallgrenze liegt bei ungefähr 800 m), und man muß sich schon warm anziehen. Nach dem Überqueren der Gleise der Alaska-Railroad steigt die Straße an, und wir fahren zunächst durch einen noch relativ dichten Taigawald, der bald immer spärlicher wird. Kurz darauf haben wir die Baumgrenze erreicht und fahren von nun an, von wenigen Ausnahmen abgesehen, durch unendliches Tundragebiet. Das Bergpanorama rechts und links der Straße verleitet uns immer wieder zum Anhalten, um Fotos und Filmaufnahmen zu machen. Diese grandiose Aussicht werden die allermeisten Besucher des Parks nicht genießen können, da hier die Berge meistens wolkenverhangen sind und es oft regnet. Laut Wetterbericht soll es die nächsten beiden Tage noch so schön bleiben, so stand es zumindestens im Wetterbericht, den ich vorhin im Visitor-Center gelesen habe. Allmählich kommt dann auch der in der Sonne glänzende mit Schnee bedeckte Gipfel des Denali in Sicht. Vom Parkeingang aus ist er noch nicht zu sehen. Bei diesem Traumpanorama könnte man die Videokamera pausenlos laufen lassen! Immer wieder halten wir an den Berghängen Ausschau nach Bären, bekommen aber leider keine zu Gesicht. Vielleicht haben sie sich wegen des unmittelbar hier bevorstehenden Wintereinbruchs doch schon in ihre Höhlen zurückgezogen. Gegen 17.30 Uhr haben wir auf der Gravelroad den Campground erreicht, der 28 Meilen vom Eingang entfernt liegt. Am Savage River wurden wir kontrolliert, ob wir auch ein gültiges Permit für die nachfolgende Strecke haben. Außerdem ermahnte man uns, mit Licht und äußerst vorsichtig auf der nun noch schlechter werdenden Holperstrecke zu fahren. Vom Campground selbst sind wir zunächst etwas enttäuscht. Die 50 Stellplätze liegen mangels Bäumen hier oben relativ dicht beieinander und sind nur durch niedrige Büsche getrennt. Sie sind bis auf eine Handvoll schon alle besetzt, und wir suchen uns nun von dem spärlichen Rest noch den schönsten aus. Schräg gegenüber unserem Stellplatz hat jemand seinen Generator angeworfen. Hier oben ist es mächtig kalt, so daß wir als allererstes die Heizung in Betrieb nehmen. Man glaubt es kaum, aber hier übernachten sogar noch Touristen im Zelt, für mich bei dieser Kälte unvorstellbar.

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Beim Abendimbiß ziehen einige dick vermummte Camper, bewaffnet mit Kamera und Fernglas an unserem abgestellten Häuschen vorbei. Wo wollen die bloß hin? Wahrscheinlich gleich den Sonnenuntergang beobachten. Wir beeilen uns, und ziehen dann auch unsere dicken Winterpullover an, denn es ist trotz der Taghelle schon bitterkalt. Hier oben kommen sogar dann meine mitgebrachten Handschuhe und der dicke Schal zum Einsatz, bei deren Einpacken Horst zuhause noch schallend gelacht hat. Wir schlendern über den Campground und stoßen schon bald auf das weite Kiesbett eines großen Flusses. Aus der jetzt von der Abendsonne rosa angestrahlten tiefverschneiten Bergkette am Horizont strömen um diese Jahreszeit nur noch wenige kleine Flußarme durch das weite Tal. Das allererste, was mir ins Auge springt, sind deutlich sichtbare Bärenspuren! "Kann nicht sein", ist der erste Kommentar von Horst "die liegen bei dieser grimmigen Kälte doch alle schon im Winterschlaf", und schon stolpert er über eine ausgegrabene und angefressene Wurzel im Kies. Jetzt ist er auch wie ich elektrisiert. Hier gibt es tatsächlich Bären, und der Bärenhaufen, der kurz darauf vor unseren Füßen liegt, ist nur wenige Stunden alt! Bei unserem Streifzug durch das Flußbett sind wir jetzt wachsam und suchen die Gegend erst einmal mit dem Fernglas ab. Nichts! Kurz darauf kommt ein deutsches Ehepaar über das Geröll den Fluß hinauf. Beide haben eine Film- und Fotoausrüstung dabei. Wir kommen mit den beiden ins Gespräch, und sie erzählen uns, daß vor eineinhalb Stunden hier mehrere Grizzlys gewesen sind, unter anderem auch eine Bärin mit zwei verschiedenfarbigen Jungen! Nun sind wir natürlich vollends aus dem Häuschen und hoffen inständig, sie heute Abend im Sonnenuntergang vor der Traumkulisse der Berge auch noch zu sehen. Nach einer weiteren halben Stunde sind wir total durchgefroren, und außerdem wird es so langsam dunkel. Bären bekommen wir zu unserer großen Enttäuschung nicht mehr zu Gesicht. Morgen früh wollen wir dann früh aus den Federn und dann hier noch einmal auf "Bärenjagd" gehen. Jetzt freuen wir uns erst mal auf unseren warmen Camper. Um uns herum herrscht eine urige Atmosphäre: Zelter, die in der Abenddämmerung draußen ihr Essen kochen; Wohnmobilisten, aus deren Behausung das leise Geräusch der ständig laufenden Gasheizung dringt und dazwischen zahlreiche Lagerfeuer (das Betreiben von Generatoren ist ab 20 Uhr wegen Nachtruhe verboten). Müde und doch noch aufgekratzt von diesem ereignisreichen Tag mit all seinen unvergeßlichen Eindrücken rollen wir uns im Schlafsack zusammen. Die Heizung wird heute Nacht sicherlich mehr laufen als stillstehen. Irgendwann in der Nacht werde ich wach und will einen Blick nach draußen werfen. Geht nicht, den an der Innenseite der Scheiben hier oben im Alkoven haben sich trotz der fast ständig laufenden Heizung überall Eisblumen gebildet! Ich taue mir ein Loch auf und blinzle nach draußen. Atemberaubend der Ausblick, der sich mir da bietet: Es ist Vollmond, und mein Blick fällt auf eine schneebedeckte im Mondschein liegende Bergkette. Am liebsten würde ich ja jetzt nach draußen gehen, aber der Gedanke an die Eisschranktemperaturen läßt mich dann wieder in den warmen Schlafsack kriechen. Bald darauf bin ich wieder eingeschlafen und träume von kleinen und großen Bären, Schneebergen, Flugzeugen, Wäldern und Seen.
W E I T E R


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